Stellungnahme der Fachschaft Soziologie zum Bildungsstreik im Herbst 2009 und der Besetzung in der Neuen Uni
Die bundesweiten Bildungsproteste im Sommer 2009 machten auf beeindruckende Weise das Ausmaß der Unzufriedenheit mit den derzeitigen Verhältnissen an den deutschen Universitäten deutlich. In Heidelberg wurde nach der Besetzung des Rektorats die AG Mitbestimmung ins Leben gerufen, die einen neuen „Heidelberger Weg” der studentischen Mitwirkung eröffnen sollte. In der Besetzung im Sommer wurden bereits dezidierte und im Rahmen des Landeshochschulgesetzes direkt umsetzbare Forderungen wie beispielsweise die Einrichtung von Institutsräten oder die Ernennung eines studentischen Prorektors in Heidelberg gefordert. Trotz zahlreicher Sitzungen der AG Mitbestimmung sind bislang jedoch keine der Forderungen konkret angegangen geschweige denn umgesetzt worden.
Der Bildungsstreik hat in sehr großem Maße dazu beigetragen, eine gesellschaftliche Debatte über die Zukunft der Hochschulen in Deutschland anzustoßen und ein Bewusstsein über die umfassenden Umstrukturierungen zu entwickeln, die derzeit an den Universitäten und im Bildungssystem stattfinden. Tatsächlich sind die Forderungen aus dem Sommer nicht umgesetzt worden, es blieb auf politischer Seite in der Hauptsache bei der Feststellung die BA/MA-Studiengänge müssten reformiert werden. Diese ernüchternde Bilanz machte es auch aus Sicht der am Bildungsstreik Beteiligten erforderlich, die Bildungsproteste weiter zu führen. In diesem Kontext sind auch die derzeitigen deutschlandweiten Besetzungen von Hörsälen zu sehen.
Die Besetzung des Hörsaals 14 in der Neuen Uni soll auch dazu dienen, den Mangel an studentischen Freiräumen in Heidelberg aufzuzeigen. Dieser Freiraum wurde sich nun von den Studierenden genommen und wird tagtäglich in friedlicher und inhaltlich-konstruktiver Form gelebt. Die Besetzung erscheint uns als gerechtfertigt, um den Forderungen aus dem Bildungsstreik endlich mehr Gewicht zu verleihen. Dies gilt sowohl auf der Ebene der Landespolitik wie auch auf der universitären Ebene in Heidelberg.
Am Institut für Soziologie konnte im Sommer im Rahmen des Bildungsstreiks die Erfahrung gemacht werden, dass bereits auf Institutsebene konkrete Verbesserungen im Dialog zwischen Professoren, Studenten, Verwaltung und Dozierenden möglich sind. Dies reicht jedoch nicht aus, da grundlegende Entscheidungen nur auf Uni- Landes- und Bundesebene gefällt werden können. In diesem Sinne unterstützen wir die Besetzung des Hörsaals 14 und die Fortführung der Bildungsproteste im Herbst und Winter 2009.
mit freundlichen Grüßen
Die Fachschaft Soziologie