Stellungnahme Fachschaft Germanistik zur Besetzung und Räumung der Alten Universität
Die Fachschaft Germanistik unterstützt den Bildungsstreik in all seinen Forderungen, die er während der Besetzung der Alten Universität formuliert hat.
Die FS Germanistik fordert eine stärkere Repräsentanz der studentischen VertreterInnen bei den Entscheidungsprozessen an der Universität Heidelberg (bspw. durch mehr studenÂtische VertreterInnen im Senat). Ebenso plädiert sie für die Abschaffung von StudiengeÂbühren auf Landesebene. Der von der BRD unterzeichnete UN-Sozialpakt muss eingeÂhalten werden.
Die Fachschaft unterstützt die Forderung, dass sich der Rektor gegen das Projekt „deregulierte Hochschule” entscheidet: Statt einer Umstellung der universitären EntscheiÂdungsstrukturen auf unternehmerische Führungsstrukturen ist eine grundlegende DemoÂkratisierung der Hochschule notwendig. Anstelle einer unternehmerischen Hochschule, die ökonomische Effizienz als ihren Maßstab hat, fordern wir eine Hochschule, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist.
Die Fachschaft fordert den Rektor zu einer radikalen Kehrtwende im Bologna-Prozess auf. Eine Neukonzeption der Bachelor- und Masterstudiengänge ist dringend notwendig.
Bei der überwältigenden Unterstützung, die es für die inhaltlichen Anliegen des Bildungsstreiks durch die Fachschaften gab, wurde die Frage, ob denn eine BesetÂzung befürwortet werden soll, sehr kontrovers diskutiert. Die Fachschaft Germanistik solidarisiert sich voll und ganz mit der Besetzung. Jahrelang haben die VertreterInnen der Fachschaften versucht, in den Gremien und Instituten konstruktiv studentische Belange durchzusetzen. Teilweise wurden den studentischen Vorschlägen Pseudoargumente entÂgegen gesetzt, die auf die aufgezeigten Probleme nicht eingingen, sondern lediglich die studentischen Positionen schwächen sollten. Oft jedoch wurde gar nicht mehr diskutiert, sondern unsere Legitimität, wegen der sehr geringen Wahlbeteiligung an den Uniwahlen, in Frage gestellt. Erst durch die Besetzung haben wir als Studierende an dieser Universität ein wenig Gehör gefunden!
Besonders traurig stimmt uns die polizeiliche Zwangsräumung der seit Mittwoch besetzten Alten Universität. Dies geschah, weil das Rektorat der Universität gegen die eiÂgenen Studierenden Strafanzeige erstattet hat. Selbst bei der Besetzung in Heidelberg 1997 passierte dies nicht. Dies ist umso verwunderlicher, da die Besetzung friedlich verlaufen ist und im Zeichen des Dialogs stand. Die Behauptung des Rektorats, dass die Studierenden nicht für einen Dialog offen gewesen seien, geht an der Realität vorbei. Die Besetzung war stets offen für alle, die mit den Studierenden diskutieren wollte und war geprägt von gegenseitigem Respekt und einer auf konkrete Problemlösungen hin orientierten DiskusÂsion.
Hierzu Ziad-Emanuel Farag, Mitglied der Fachschaft Germanistik: „Es ist unfassÂbar, was sich heute abgespielt hat. Die Universität gehört den Studierenden, die Polizei hat hier nichts zu suchen! Anstatt sich über die große Verbundenheit der Studierenden mit der Universität zu freuen, wurden wir wie Verbrecher behandelt. Wenn dies „semper apertus” sein soll, ist es bereits fünf nach zwölf!”
Die Fachschaft Germanistik fordert ferner den Rektor der Universität Heidelberg auf, die Strafanzeigen zurückzuziehen, um einen respektvollen Umgang miteinander zu ermögliÂchen.
Die Fachschaft Germanistik