07.11.2011: Bildungsstreik lebt
Donnerstag, 17.11., HD: Demo um 11:00; VV um 13:00 Ein neues Bildungsstreik-Bündnis hat sich in Heidelberg gegründet, um das Thema Bildung neu zu besetzen, der Forderung nach freier Bildung Gehör verschaffen und Raum zu schaffen, um Bildung selbst neu zu denken und zu gestalten. Aktuell steht die Organisation der Demo am 17.11. in der Global Week of Action for Free and Emancipatory Education im Vordergrund. Die Demo unter dem Motto " „Occupy education – Bildungsstreik 2011” führt über den Bismarckplatz zum Universitätsplatz. Auf der anschließenden VV, von 13:00 bis 16:00 in der Neue Uni, und auf den wöchentlichen Treffen, freitags ab 17:00, wird es auch um weitere Aktivitäten gehen. Die OrganisatorInnen in Heidelberg fordern für alle Stufen des Bildungssystems grundlegende Veränderungen: „Von der Kita bis zur Universität, in allen deutschen Bildungsinstitutionen bestehen gewaltige Defizite. Wir möchten eine Gesellschaft, in der jede Person die Qualifikationen erlangen und die Tätigkeiten ausüben kann, die sie möchte. Formal gilt das schon heute, aber die Realität sieht anders aus. Bildung wird von der Gymnasialempfehlung bis zum Master-N.C. zum knappen Gut gemacht. Es heißt, wer an diesen Hürden scheitert, hätte sich eben mehr anstrengen müssen - das ignoriert jedoch die Tatsache, dass mehr Studierfähige noch nicht mehr Studienplätze entstehen lassen. Der eigentliche Grund für das Scheitern an der Hürde ist der politische Wille, nur einer gesellschaftlichen Minderheit Zugang zu hochqualifizierten Tätigkeiten, und damit Geld und Macht, zu verschaffen." Bundesweiter Aufruf für die Global Weeks of Action, 7.11. - 20.11.:Auf der bundesweiten Bildungsstreikkonferenz in Berlin vom 9.-11.09.11 wurde ein bundesweiten Aufruf verabschiedet: Wir, die UnterzeichnerInnen dieses Papiers, rufen alle SchülerInnen, Studierenden, Auszubildenden, LehrerInnen, Dozierenden und alle, die sich für Bildung einsetzen wollen, zum Bildungsstreik für Solidarität und freie Bildung auf. Am und um den 17.11.2011 sollen Demos, Proteste, Besetzungen und andere Aktionen stattfinden. Wir wollen damit die Bildungspolitik verändern, Menschen politisieren und Selbstorganisation stärken. Wir stellen uns dabei in den Zusammenhang mit den Jugend- und Sozialprotesten weltweit sowie mit den „Global Weeks of Action” vom 07. bis 20. November. Wir fordern:
Wir wollen diese sowie die regionalen Forderungen solidarisch vertreten und für ihre Umsetzung kämpfen. Dazu werden wir uns vor Ort organisieren und rufen alle Menschen dazu auf, Bündnisse zu bilden. Diesen Bündnissen schlagen wir vor, am und um den 17.11. öffentlichkeitswirksame Aktionen zu organisieren: Seien es Flashmobs, Demos, Besetzungen oder Streiks. Auch unsere inhaltliche Bildung wollen wir vorantreiben und uns in Diskussionen und auf Veranstaltungen mit den verschiedenen Themen auseinandersetzen. Für eine breite Bildungsbewegung! Hier gibt's eine Liste der Unterzeichnerinnen des Aufrufes. Was ist der Bildungsstreik? Was tut sich aktuell?Bereits in den vergangenen zweieinhalb Jahren protestierten bundesweit Studierende, Schüler und Auszubildende gegen die Verhältnisse im Bildungssystem - unter anderem mit Besetzungen. Im Sommer 2009 gingen bundesweit 270.000 Protestierende auf die Straßen. In Heidelberg kam es im selben Sommer zur Besetzung des Uni-Rektorats durch Studierende. Die Besetzung endete nach drei Tagen durch eine polizeiliche Räumung. Im darauffolgenden Wintersemester kam es europaweit zu einer Besetzungswelle. In Deutschland nahmen diese mit der vierwöchigen Besetzung des Hörsaals 14 der Neuen Universität in Heidelberg ihren Anfang. International ist übrigens keine Floskel: In England gab es bereits letztes Jahr Proteste. In Frankreich, Italien, der Ukraine und weiteren Staaten sind Bildungsproteste geplant. Auch in Pakistan, Indien oder Bangladesh haben sich Aktionsgruppen gegründet und in Chile bringen die dortigen Bildungsproteste gerade sogar die Worum geht es?Die zunehmende Kommerzialisierung der Bildung nicht nur als ein lokales oder bundesweites Problem, sondern als ein internationales, deshalb ist auch der Protest zunehmend international: In immer mehr Ländern der Welt kommt es zu massiven Protesten gegen Kürzungspläne von Regierungen. Fast immer sind auch Schüler und Studierende mit dabei. Eine Ursache der Konflikte ist vielerorten: Dass der Zugang zu guter Bildung durch höhere finanzielle Hürden eingeschränkt wird und somit soziale Ungleichheit reproduziert. Hierzu auch ein Interview über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bildungsproteste weltweit auf Studis Online mit Prof. Michael Hartmann. Aufruf und Forderungen der Demo am 17.November findet ihr hier: sofo-hd.de/event/1320374277 Warum der 17. November?Am November 1939 kam es in Prag zu Studi-Demonstrationen gegen die deutsche Besatzung. Die Demonstationen wurden blutig niedergeschlagen: am 17. November 1939 wurden im Rahmen der Sonderaktion Prag neun Aktivisten ohne Gerichtsverhandlung hingerichtet, über 1200 Studenten in Konzentrationslager gebracht. 1941 wurde der Tag vom International Students´ Council in London zum Tag der Studierenden ausgerufen. Für den 17. November 2011 wird bundesweit und international zu einem internationalen Aktionstag gegen die Kommerzialisierung der Bildung mobilisiert. Vom 7.-20. November sind zudem zwei „global weeks of action” geplant. International ist hier nicht nur eine Floskel: In England gab es bereits letztes Jahr riesige Mach mit - jeden Freitag, 17:30 im ZFBBildungsstreik ist, was wir daraus machen! Die Planung erfolgt auf dem wöchentlichen Bildungsstreik-Planungstreffen. Eingeladen sind alle, die Interesse haben: Einzelpersonen und VertreterInnen von Gruppen. Der Bildungsstreik war schon immer ein Bündnis und nur im Bündnis können die konkreten Bildungsproteste auf der Straße gelingen. Auf den Planungstreffen kann alles, was den Bildungsstreik betrifft, besprochen werden. Zu Sitzungsbeginn wird die Themenliste basisdemokratisch bestimmt. Auch während der Sitzung können sich natürlich noch Diskussionspunkte ergeben. Themen sind zum Beispiel:
Das Bildungsstreik-Planungstreffen freut sich auf viele Interessierte - nur gemeinsam schaffen wir einen starken Protest. Aktuelle Infos findet ihr hier. (Dieser Text wurde aus zahlreiche Textbausteinen, v.a. aus Mails des Heidelberger Bildungsstreikbündnisses erstellt) |