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27.11.2011:

Schule: Erholung & Fest

Ein Artikel

3000 Wörter

spielerisch entstanden

in Spiralen

immer wieder neu

mit Zitaten

höchstens

aus Wikipedia -

Keine Provokation.


 

Schule = Erholung und Fest


 

Was heißt eigentlich Schule? Erholung und Fest, Müßiggang, Nichtstun! Richtig? Richtig! Zumindest ist das die Ursprungsbedeutung, die meisten Menschen von heute würden dagegen sagen: „Falsch!” und ich möchte beiden Aussagen nicht widersprechen. Assoziationen zu einem Begriff sind der Spiegel unserer Wirklichkeit. In unserer Wirklichkeit, hier in diesem Teil der Erde, der seit 1990 in dieser Form Deutschland genannt wird, gibt es Schulpflicht. In Kombination mit der Ursprungsbedeutung würde das bedeuten, dass wir hierzulande eine allgemeine gesetzlich verankerte Verpflichtung aller Kinder zum Nichtstun, zur Erholung, zum Feiern haben. Das ist leider Quatsch. Schule ist nicht mehr wie bei den alten Griechen ein Gegensatz zur Arbeit fürs Überleben, ein Erholen, Spielen, Feiern des Lebens. Schule heute bedeutet Arbeit fürs Überleben. Schule besteht heute im negativsten Fall aus Zwang (Schulpflicht), Hierarchie (Noten) und einer Mischung von Langeweile und Hektik, Desinteresse und Leistungsdruck. Freie Bewegung – Fehlanzeige.


 

Das hört sich jetzt hart an und vielleicht ist das ja auch so, ist das dann eine Provokation? Provokation (Alltagsbegriff) ist laut wikipedia: „eine im Alltag sehr häufige Verhaltensweise, die mit Übertreibungen, Regelverletzungen [...] einher geht und die den Provozierten gezielt zu Verhaltensweisen anregen soll. Provoziert werden ebenfalls Regel- und Normverletzungen, aber auch zielungerichtete Verhaltensweisen. Grund, Zweck und Zielrichtung von alltäglichen Provokationen sind allgemein weit gefasst. Provokationen können auch dazu eingesetzt werden, sich von anderen Menschen abzugrenzen oder um Situationen eskalieren zu lassen, etwa bei Demonstrationen, Streiks usw. (vgl. Agent provocateur).” Da Provokation also verschiedenes bedeutet möchte ich kurz klären, wie dieser Artikel verstanden werden möge: Obwohl ein Weglassen von Teilen auch als Übertreibung aufgefasst werden kann, mag dieser Artikel nicht übertreiben. Regeln verletzen – welche Regeln? Die Gesetze? Gesetze sind von Menschen gemacht, stehen im Kontext der Zeit, sind Spiegel der Zeit. Sie werden hier nicht verletzt, nur hinterfragt. Wozu der Text anregen soll? Soll er anregen? Ja, das schon. Wozu? Keine Ahnung, ist ja bei jedem anders.


 

Zurück zur Schule, zur FREIEN ZEIT. Die Feststellung, dass Schule genau das heute nicht mehr ist, führt zu weiteren schwierigen Fragestellungen... Zum Beispiel, was ist es dann? Ist sie für die Betroffenen Arbeit? Also nicht nur für die Lehrenden, sondern auch für die Lernenden? Aber was ist überhaupt Arbeit? Wikipedia:


 

  • Arbeit (Philosophie), in der Philosophie das bewusste schöpferische Handeln des Menschen [...]

     
  • Erwerbstätigkeit, eine Tätigkeit, mit welcher der menschliche Lebensunterhalt bestritten werden kann

     

Hilfe, jetzt haben wir es auch noch mit mindestens zwei Definitionen von Arbeit zu tun. Das ist kompliziert, aber ich war darauf einigermaßen vorbereitet. Schließlich haben Wir sind Helden dieses wunderbar unaufschlussreiche Lied komponiert, das „Ode an die Arbeit” heißt. Bewusst schöpferisches Handeln schließe ich jetzt aus meiner eigenen Schulerfahrung mal für den Großteil der Zeit aus. Unterhalt kann von Schule auch nicht bestritten werden, also jedenfalls nicht von SchülerInnenseite. Ohne Schule kann allerdings später kein oder kaum Lebensunterhalt bestritten werden! Da kommt in mir ein ganz böser Verdacht auf. Es wäre unglaublich. Ist es unglaublich? Wir kritisieren es in aller Welt, wenn Kinder arbeiten müssen, für Hungerlöhne. Und hier. Zwingen wir in Deutschland Kinder zu unbezahlter Kinderarbeit?!


 

Nein, besänftigen mich Stimmen. Die Schulpflicht ist doch nur gut gemeint und soll allen hier lebenden Kindern, die gleichen Chancen einräumen. Sie sollen unabhängig von ihrer Herkunft, das Beste aus sich machen, so dass sie einen nur von ihrer Leistung abhängigen angemessenen Platz in unserer Gesellschaft erreichen können. Oh, das ist es aber. Dieses Wort „gut gemeint”. Da war doch noch ein Lied: Kinderzimmer Productions – Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!


 

„Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass wir alle zur Schule gehen müssen?!” fragten wir einst unseren Lehrer. Ja, der wusste wohl nicht die Antwort, sie steht ja auch nicht im Lehrplan. Erst im Studium erfuhr ich zufällig nebenbei, warum das alles bzw. seit wann und mit welcher gut gemeinten Absicht. Wilhelm von Humboldt, 1811. Die Bildung war den hohen Ständen vorbehalten, arme Menschen hatten kaum Möglichkeiten zu einer höheren Bildung zu kommen und so waren sie davon wie auch von hohen Positionen in der Gesellschaft ausgeschlossen. Darum: Leistung als einziges Kriterium, nicht mehr Abstammung. Ein guter Ansatz, wie ich finde, allerdings mit wenigen Folgen. Denn in Deutschland hängt der Bildungsweg der Kinder immer noch zum Großteil vom Einkommen der Eltern ab, kritisiert zumindest Pisa. Was war das für eine Zeit, als die Schulpflicht flächendeckend durchgesetzt wurde? Was war das Interesse? Die Einführung der Wehrpflicht sollte gegen die Feinde von Außen schützen, die Schulpflicht sollte gegen die inneren Feinde schützen. Es war eine Epoche der Angst. Von der Volksarmee Napoleons überrannt, ein Schock, die französische Revolution, Angst vor Veränderung, Angst davor alles zu verlieren, nicht nur die Privilegien, sondern auch das Leben. Aus dieser Zeit stammt die Pflicht, dass Kinder in die Schule müssen und es sei die Frage erlaubt, ob sich die Zeiten heute geändert haben oder nicht.


 

Doch was ist Schule, wenn es keine Noten, Klassenarbeiten (Ups! Arbeiten!?) und Zwang mehr gibt? Ein große Lücke... Hey! Wow! Da sind wir ja wieder: Freie Zeit! Aber wie freie Zeit, was sollen die dann in der freien Zeit machen? Ja, genau das, müsste man/frau den Kindern dann selbst überlassen, denn sonst ist es ja keine freie Zeit mehr für sie. Das ist das Dilemma und die Lösung zugleich! Und es ist noch viel schlimmer, leise flüstert mir ein Freund ins Ohr: „Pass auf, dann machen die LehrerInnen ja nichts mehr oder auch nur noch, was ihnen Spaß, macht, und das ist dann keine Arbeit mehr und wird bestimmt nicht bezahlt.” Doch genau das ist das, was ein Lehrer auf die Frage geantwortet hat, was er an der seit 1968 eröffneten Sudbury Valley School macht: „Nichts.” Es ist eine Kunst. Erziehung funktioniert nicht. Auch wenn Bilder immer so ihre Tücken haben, mir gefällt das Bild einer Pflanze, eines Baumes: Du gräbst ein Loch, du lockerst die Erde auf, gibst Humus dazu, sorgst dafür, dass er immer ausreichend Licht bekommt. Du bewässerst ihn, stützt ihn, vielleicht sogar mit einem Stock. Aber wachsen kann er nur alleine. So wie er das will. Wann der Baum will und wann er kann. Wann die Pflanze will und wann sie kann. Im radikalen Modell der Sudbury Valley School heißt das: Umgebung vorbereiten und flexibel halten und dann nichts tun außer selbst zu leben und auch weiter zu wachsen (Stichwort Lebenslanges Lernen). Ziehen/Erziehen birgt immer die große Gefahr, dass die Pflanze / der Baum keine Wurzeln schlägt und nicht kräftig werden kann.


 

Dieser Artikel darf maximal 3000 Wörter haben. Ich und meine Wörter sind jetzt grad erst bei etwas über 1000. Es freut mich, Euch so viel mitteilen zu können, was mir im Kopf rumschwebt. Danke auch, dass Ihr zugehört und mich nicht unterbrochen habt ;-) Möge jede, jeder für sich, bei Bedarf, 2000 Wörter oder mehr ergänzen. Das überlasse ich Euch, es ist Eure freie Zeit.


 


 

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