30.04.2012: Vortrag: Der gesellschaftliche Umgang mit der NS-Vergangenheit seit 1945 in Deutschland
Am Mittwoch, dem 2. Mai um 18.15 Uhr findet der erste Vortrag in der Reihe "Erziehung nach Auschwitz" im studentisch organisierten Wissenschaftskolloquium des Instituts für Bildungswissenschaft (IBW) in HS 005 statt. Marco Brenneisen: Der gesellschaftliche Umgang mit der NS-Vergangenheit seit 1945 in Deutschland
Ob von der »Erinnerungslast zur Erinnerungslust« (Reichel), von »Geschichtsvergessenheit zu Geschichtsversessenheit« (Assmann/Frevert) oder von der »Vergangenheitsbewältigung zur Erinnerungskultur« (H. Schmid): Dass die Rezeption des Nationalsozialismus seit dem 8. Mai 1945 von Brüchen und Wandlungen gekennzeichnet ist und sich heute in Form einer »lebendigen Gedenkkultur« niederschlägt, gilt gemeinhin als Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik. Doch wie vollzogen und äußerten sich diese Wandlungen? Welche gesellschaftlichen AkteurInnen trieben diese Prozesse mit welchen Intentionen voran? Inwieweit findet sich die Haltung der Mehrheitsbevölkerung in den meist von wissenschaftlichen, politischen und journalistischen Eliten geführten Diskursen wieder? Und letztlich: Bedeutet »Erinnern« heute tatsächlich eine reflexive Beschäftigung mit der Geschichte oder steht die gegenwärtige Memorialkultur, wie Volkhard Knigge kritisiert, eher für ein „Identität und Gemeinschaft stiftendes Erzählen von Vergangenheit”? Der Vortrag behandelt die Phasen der öffentlichen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit vom Kriegsende bis zur Gegenwart mit besonderem Schwerpunkt auf den Prozessen der Errichtung von Erinnerungszeichen bzw. Gedenkanlagen an Orten der nationalsozialistischen Verbrechen in Deutschland und beleuchtet kritisch die Grenzen des Erinnerungsdiskurses. Marco Brenneisen (Mannheim) ist Sozialwissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten NS-Rezeption, Geschichts- und Erinnerungspolitik, Gedenkstätten und der Geschichte der KZ-Außenlager. Zur Zeit arbeitet er an seiner Dissertation zur Rezeption der rechtsrheinischen Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof und der Herausbildung lokaler Erinnerungskulturen.
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