Dies ist ein Archiv der Seite der Studierendenvertretung der Uni Heidelberg, wie sie bis zum 10.12.2013 bestand. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.stura.uni-heidelberg.de

Fachschaftskonferenz der Uni Heidelberg: bald StuRa
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Die FSK ist unter anderem Mit­glied im bundesweiten stu­den­ti­schen Dachverband fzs, in der LaStuVe (Lan­des­stu­die­ren­den­ver­tre­tung), im ABS (Aktions­bündnis gegen Studien­gebühren), im VSB (Verein für studentische Belange), im bpm (Bünd­nis für Politik- und Meinungs­freiheit) und im bas (Bundesverband ausländischer Studierender).

13.10.2013:

Nazis auf den Mond schießen

Pressemitteilung der Fachschaftskonferenz an der Uni Heidelberg für Montag, 14.10.13, anlässlich der Anwesenheit von Burschenschaftlern der Allemannia auf der Studienauftaktmesse

Nazis zurück zum Mond! - Fachschaftskonferenz fordert, Studienauftaktmesse von rechtsnationalem Gedankengut frei zu halten

Wie viele mittlferweile wissen, kommen die Nazis von der Rückseite des Mondes (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Iron_Sky ). Ganz in dieser Tradition haben sie sich auch aus der Altstadt herabgeseilt, um auf der Studienauftaktmesse für Erstsemester der Uni Heidelberg ihre kruden Thesen und rechtsnationalen Gedanken zu verbreiten. Zu unserem Entsetzen haben sie dort einen "Infostand" zugebilligt bekommen.

Wir von der Fachschaftskonferenz fordern: Nazis zurück auf den Mond schießen. Zum Glück wird auch Herr Dr. Gerhard Thiele von der European Space Academy (ESA) auf der Studienauftaktmesse anwesend sein, um vor den Erstsemestern einen Vortrag zu halten. Diese geladene Kompetenz wollen wir für unser Projekt nutzen.
Abgesehen von diesem glücklichen Zufall, einen Fachmann anwesend zu haben, sind wir allerdings schockiert. Denn rechtsnationalem und sexistischem Gedankengut darf auf dem Campus kein Platz geboten werden!

"Burschenschaften sind häufig ein Haufen weißer, deutscher, rassistischer Männer, die sich für Elite halten und ihre Gesinnung in einem Club organisieren. So hat zum Beispiel der Dachverband "Deutsche Burschenschaft" enge Verbindungen zur NPD und zu freien Kameradschaften. Große Teile agieren offen rassistisch, wie im letzten Jahr umfassend berichtet* wurde", erklärte das Sozialreferat der  Fachschaftskonferenz (FSK).
Burschenschaften führen fragwürdige Traditonen aus dem 19.Jahrhundert fort: sie unterscheiden sich von anderen studentischen Initiativen auf den ersten Blick  vor allem dadurch, dass sie fast ausschließlich Männer aufnehmen, oft wird auf "deutsches Aussehen" Wert gelegt.** Außerdem sind Studentenverbindungen und besonders Burschenschaften hierarchisch aufgebaut - Neumitglieder erhalten anfangs weniger Rechte und müssen sich hocharbeiten und sind in ihrer Zeit als "Füxe" zahlreichen Schikanen ausgesetzt. Im Fall der pflichtschlagenden Alemannia kommen Mensuren hinzu: "Am Ende dieser Zeit absolviert der Fux die erste von zwei Bestimmungsmensuren."***
Ziel der Mitgliedschaft - vom zweifelhaften Vergnügen von Massenbesäufnissen abgesehen - ist oft der Aufbau von elitär-antidemokratischen Seilschaften, die darauf bedacht sind, Privilegien unter sich weiter zu geben. Gerade für Studenten, die rechtem Gedankengut anhängen, sind Burschenschaften und ihr nationalistisches und revisionistisches Geschichtsverständnis attraktiv - denn sie missachten oft die seit 1949 bestehende demokratische Ordnung.

Wer sich nicht alleine durch den Uni-Dschungel schlagen möchte, braucht keine reaktionär-nationalistischen Männerbünde. Die Allgemeinen Studierendenvertretungen entstanden historisch als Gegenentwurf zu den hierarchisch aufgebauten  Burschenschaften. Dieses Engagement hat sich bis heute bewährt. Hier begegnen sich Studentinnen und Studenten, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und Personen jeder sexuellen Orientierung auf  Augenhöhe und helfen einander gemeinsam durch den Uni-Dschungel.

Hierzu erklärt Stella Tafelberg vom Referat für Studienreform der FSK: "Das Konzept der Studentenverbindungen ist schon lange überholt. Sie entstammen einer Zeit, in welcher Bildung differenziert wurde zwischen "allgemeiner" Bildung und Bildung "für Damen". Wir sehen in ihrem Fortbestand keinen Sinn und erst Recht keinen Zuwachs an Pluralität. Wir fordern daher die Auflösung (und Abwicklung) von Verbindungen. Völkisch denkende Männerbünde, die das Lebensbundprinzip und andere konservative Wertvorstellungen eint, fallen auch immer wieder dadurch auf, dass sie rechtsradikale Tendenzen zumindest dulden. Uns stellt sich die Frage: Wozu brauchen wir Karrierevereine, in denen es Aufstiegschancen nur mit klarem Hierarchiegefälle gibt und in denen die "Ehre" neben ritualisierten Gelagen verbindende Merkmale sind? Wir wünschen uns andere Formen der Partizipation und des Umgangs miteinander für das 21. Jahrhundert und das gerade auch für unsere Arbeitswelt."

Insbesondere besorgt uns die Anwesenheit von solch völkisch-nationalem Gedankengut auf einer Veranstaltung für Erstsemester. Kombiniert mit den Lockangeboten von billigen Zimmern durch Buschenschaften sollen Erstsemester beeinflusst werden, Burschenschaften als Teil des normalen Campuslebens zu betrachten und nicht als das, was sie sind - rechte, sexistische Gesinnungsbünde von vorgestern!

Verweise
*http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/erfolg-fuer-rechtsextreme-burschenschafter-beim-deutschen-burschentag-a-836442.html Es bleibt festzuhalten, dass sich sog. "liberale Bünde" ebenfalls noch im völkisch-nationalistischen Spektrum bewegen und oft lediglich nicht wünschen, ihre Meinungen öffentlich kundzutun.
Die Allemannia etwa hat keine Berührungsängste mit der offen völkischen und antisemitischen Burschenschaft Normannia, mit der sie in den 1990ern/00ern das Maiansingen am Heidelberger Marktplatz immer wieder durchsetzen wollten.
** Vgl. die Debatte um den sog. "Ariernachweis": http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/rechtsruck-im-dachverband-burschenschafter-hetzen-gegen-nicht-arier-a-781273.html
*** http://www.allemannia.de/mitgliedschaft/

 

Nachtrag (15.10.13):

Wie die Unileitung inzwischen erklärte, war die Teilnahme der Allemannia an der Studienauftaktmesse eine organisatorische Panne, die die Uni bedauert. Private Vereinigungen oder Netzwerke haben generell keinen Zugang zur Studienauftaktmesse, daher werden künftig wie bisher auch weder Verbindungen noch Burschenschaften dort einen Stand erhalten.

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