Dies ist ein Archiv der Seite der Studierendenvertretung der Uni Heidelberg, wie sie bis zum 10.12.2013 bestand. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.stura.uni-heidelberg.de

Fachschaftskonferenz der Uni Heidelberg: bald StuRa
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Die FSK ist unter anderem Mit­glied im bundesweiten stu­den­ti­schen Dachverband fzs, in der LaStuVe (Lan­des­stu­die­ren­den­ver­tre­tung), im ABS (Aktions­bündnis gegen Studien­gebühren), im VSB (Verein für studentische Belange), im bpm (Bünd­nis für Politik- und Meinungs­freiheit) und im bas (Bundesverband ausländischer Studierender).

14.10.2013:

Rede der FSK zur Erstibegrüßung

Auf der Begrüßung der neuen Erstsemester warb Ricarda Lang von der AG VS (AG Verfasste Studierendenschaft) für ein kritisches und selbstbestimmtes Studium - und für die StuRa-Wahlen. Anlässlich der Veranstaltung gab es auch eine Pressemitteilung zur Anwesenheit von Burschenschaftern auf der Veranstaltung.
Hier die Rede im Wortlaut:

 

Liebe Erstis, liebe Mitglieder aus den Fakultäten, dem Rektorat und den zahlreichen Beratungseinrichtungen! Hallo zusammen!

Vor ein paar Jahren als die ersten Bachelor/Master-Studiengänge eingeführt wurden, war alles für die Studierenden Neuland. Auch die höheren Semester hatten keine Ahnung, was ECTS-Punkte, Module oder übergreifende Kompetenzen sind. 

Heute ist es ganz ähnlich: wir sind alle Erstis, denn wir alle werden das erste Semester des Studierendenrats, kurz StuRa genannt, erleben. Der StuRa ist eure Studierendenvertretung – zum ersten Mal seit 36 Jahren dürfen wir Studierendende wieder ganz offiziell unsere Meinung zu Themen wie Semesterticket, studentisches Wohnen, Prüfungsordnungen und Gleichstellung sagen. 

Das ist keine Selbverständlichkeit, sondern das Ergebnis der Wiedereinführung der sogenannten Verfassten Studierendenschaft. Die Allgemeine Studierendenvertretung entstand als Gegenentwurf zu den nationalistischen Burschenschaften und Verbindungen, in denen sich im 19.Jahrhundert Teile der Studierenden organisiert haben. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie in allen Ländern der Bundesrepublik eingeführt. Aber in Bayern und Baden-Württemberg wurden in den 1970-er Jahren wieder abgeschafft.

Seit ihrer Abschaffung 1977 haben Studierende in Baden-Württemberg für ihre Wiedereinführung kämpfen müssen. Im letzten Jahr wurde dieses Ziel durch den Regierungswechsel endlich erreicht und die Studierenden unserer Uni haben sich für den StuRa als Vertretungsmodell entschieden. Die Urwahl des StuRa findet Ende November statt.

Trotz dieses Sieges werden die Studierenden seitens der Politik immer wieder mit dem Vorhaben konfrontiert, Bildung zu Ware verkommen zu lassen. In einem Land, das freies Recht auf Bildung verspricht, sind Vorschläge wie die jüngst geäußerte Idee, Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer und Ausländerinnen einzuführen, absolut inakzeptabel. Mit der Verfassten Studierendenschaft haben die Studierenden jetzt eine Stimme, um solchen Plänen entgegenzutreten. Diese muss genutzt werden! 

Diese Stimme kann nur dann stark sein, wenn wir alle wählen gehen bei den StuRa-Wahlen. Denn je mehr Studierende ihre Stimme abgeben, desto größer ist die Legitimation des StuRas nach außen und innen. 

Für eine hohe Wahlbeteiligung brauchen wir auch euch: nutzt die nächsten Wochen und informiert euch und geht dann bei der ersten StuRa-Wahl in der Universitätsgeschichte wählen – oder noch besser: kandidiert doch vielleicht gleich selbst! 

Viele von euch haben vermutlich am 22.September das erste mal den Bundestag  gewählt, einige vielleicht auch an einer Landtagswahl teilgenommen. Wer das nicht durfte, weil er oder sie noch nicht 18 war: An Uniwahlen dürfen alle Studierenden altersunabhängig teilnehmen. Einige von euch, diejenigen, die Mathe, Physik oder Informatik studieren, dürfen bereits morgen, am 15.10., das erste mal wählen: ihren Fakultätsrat. Die Wahl für den StuRa, an der alle teilnehmen können,  ist vom 18. bis 20. November. In einigen Fächern wird zudem dieses Semester der Fachrat gewählt.

Falls ihr noch Fragen zu den Wahlen habt: Wir haben heute auch euch Informationen zusammengestellt und einen Ansprechpartner zum Thema Wahlen und allem, was dazu gehört, vor Ort. Wenn ihr euch also informieren wollt, kommt zum Stand der Fachschaftskonferenz.

Was ist eigentlich die Fachschaftskonferenz? Auch während den 30 Jahren ohne eine offizielle Studierendenvertretung gab es viele aktive Studierende, die sich sowohl in Fachschaften als auch in Hochschulgruppen für die Interessen der Studierenden eingesetzt haben. Diese Studierenden haben den StuRa über mehrere Jahrzehnte für uns erkämpft. Die Aufgaben der Studierendenvertretung hat währenddessen die Fachschaftskonferenz, die FSK, übernommen – durch bissige Arbeit in fast allen Gremien der Universität hat sie sich doch Gehör verschaffen können. Mit demselben Biss und einem offiziellen Mandat muss nun auch der Studierendenrat für studentische Interessen weiterkämpfen.

Einige werden jetzt zu Recht einwenden, dass Ihr gar keine Zeit habt, um euch groß zu engagieren oder gar für den StuRa zu kandidieren? Klar, die hatten wir früher im ersten Semester auch nicht alle. Das ist aber auch kein so großes Problem: Beim StuRa dürfen alle Studierenden mit beratender Stimme an den Sitzungen teilnehmen und jederzeit eigene Anträge oder Vorschläge einbringen und in euren Fachschaften und den Gruppen könnt ihr auch jederzeit mitmachen und zum Beispiel auch im Dezember oder Januar vorbeischauen, wenn ihr im Studium angekommen seid.

Mitarbeit ist immer möglich und erwünscht! Sei es heute, morgen oder übermorgen: kommt und gestaltet die Arbeit des StuRa mit - und vor allem: hinterfragt sie! 

Auch andere Entscheidungen soll man hinterfragen. Ich möchte jetzt nochmal auf euer Studium zu sprechen kommen - denn dort habt ihr ja schon eine Wahl getroffen: euer Studienfach. 

Auch wenn das jetzt vielleicht nicht ganz der richtige Moment ist: Hinterfragt eure Studienentscheidung. Fragt euch, ob ihr ihr wirklich bei dem Fach bleiben wollt und bei diesem Studiengang? Fragt euch, wenn euch Zweifel kommen, ob ihr wirklich weiter auf Bachelor studieren wollt. Ist nicht Lehramt besser? Man sollte nur dann und nur das studieren, wenn man es wirklich möchte. Das kann natürlich verschiedene Gründe haben. Wenn man dann auf irgendeine Art und Weise merkt, dass der Fach und der Studiengang nichts für einen sind, ist es kein Versagen, zu wechseln, sondern zeugt von einer gesunden Selbsteinschätzung und davon, dass man ungebunden und selbstbestimmt den eigenen Weg geht. Die einen wollen zum Mond fliegen, die anderen über ihn im Erdkunde- oder Physik-Unterricht reden - wieder andere interessieren sich für Mondgedichte in den verschiedenen Kulturen der Welt, anderen reicht es, ihn beim Lernen nachts vorm Fenster zu sehen.

Ich habe heute auch die halbe Nacht durchgemacht, weil ich heute Morgen eine Hausarbeit abgeben musste. Denn das Studium ist heutzutage ziemlich verschult und bietet weniger Freiräume als früher. Dennoch: Trefft selbständig eure Entscheidungen! Plant selbstständig euer Studium, setzt euch eure eigenen Ziele, behaltet sie im Blick, erreicht sie! Überlegt Euch gut: Was könnt Ihr in welcher Zeit erreichen, was wollt ihr erreichen, was müsst ihr wirklich erreichen. Neben dem Studium zu arbeiten oder sich zu engagieren und deshalb die Regelstudienzeit zu überschreiten, ist keine Schande. Das erkennt mittlerweile sogar die Wirtschaft.

Schaut also auch über den Tellerrand. Schreckt nicht davor zurück, Veranstaltungen zu besuchen, die nicht Pflichtveranstaltungen sind. Macht das, was euch wichtig ist, und nicht nur das, was von euch verlangt wird – und Punkte bringt.

In diesen Tagen hört Ihr eine ganze Menge über „Seminare“, „Vorlesungen“ und „Leitsungspunkte“ gehört haben – nicht zu vergessen die wichtigen prüfungsrelevanten „Module“. Das ganze klingt erst einmal verwirrend und nach einer Menge Arbeit. Hier erkennt ihr den vermeintlichen Vorsatz der Universität, zur Persönlichkeitsbildung der Studierenden beizutragen. Allerdings beschränkgt sich Persönlichkeit nicht auf Anatomie, Analysis, Althochdeutsch, Außenpolitik, Arbeitsrecht und Auslegung von Prüfungsordnungen. Persönlichkeit zählt aber auch und gerade dann, wenn Ihr nicht in Veranstaltungen auf Scheinejagd seid. Das scheint in einigen 

Prüfungsordnungen oft vergessen zu werden! Werdet aktiv! Gestaltet eure Hochschule mit, indem Ihr euch zum Beispiel für nachhaltige Energien an der Hochschule, eine behindertengerechte oder familienfreundliche Hochschule einsetzt oder für eine kritische Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung. Möglichkeiten gibt es zuhauf, so viele wie nie mehr im Leben.

Ihr merkt: Ich will euch die Politik ans Herz legen. Doch auch scheinbar unpolitische Gruppen werden schnell von Politik betroffen, wenn es zum Beispiel draum geht, einen Raum zu finden. Es gibt nicht so viele und seit der Exzellenzinitiative noch weniger. Und einige Räume dürfen nciht von allen Angehörigen der Uni genutzt werden. Andere sind runtergekommen, aus Sicherheitsgründen gesperrt oder abgelegen. Wie die Räume für die Studierendenvertretung: wir sind sehr abseits. Aber ihr könnt trotzdem gerne in das Zentrale Fachschaftenbüro kommen, wenn ihr Fragen habt. Oder einfach gleich im Anschluss direkt zum Stand.

Nochmal zu Eurem Studium: ein ganz grundlegender Hinweis: Bildet frühzeitig Arbeitsgruppen, arbeitet im Team Geht gemeinsam durchs Studium: informiert euch über Studieninhalte und Studienaufbau. Sprecht auch mit den Lehrenden. Beteiligt euch an der Verbesserung der Lehre, wenn euch Regelungen nicht so sinnvoll erscheinen. Esst auch mal gemütlich zusammen in der Mensa und schaut über den Tellerrand hinaus, denn die Universität bietet in ihrer Vielfalt mehr als nur die Möglichkeit, einen Abschluss zu machen. Oder halt keinen. Es gibt eine buntes Spektrum von kulturellen, politischen oder sportlichen Gruppen. Droht man also in den Augen mancher in einer sogenannten Masse unterzugehen, so habt Ihr aufgrund der großen Vielfalt die Chance, eigene Schwerpunkte zu setzen und Euch als Persönlichkeit zu entfalten. Und während in der Schule das Umfeld vorgegeben ist, so ist es nun an Euch, ein solches Umfeld selber zu schaffen.

Und zuletzt will ich natürlich nicht den Teufel an die Wand malen, aber: Lasst euch wichtige Auskünfte jedoch immer schriftlich geben, denn was nicht schriftlich ist, ist im Ernstfall vor Gericht nicht von Bedeutung – eine bittere Erfahrung, die schon zu viele vor Euch machen mussten. Beim BAFöG ist das zum Beispiel unbedingt notwendig, wie wir in Sozialsprechstunde der Fachschaftskonferenz immer wieder gemerkt hatten. Leider hatte die Fachschaftskonferenz kein offizielles Mandat, dafür aber den nötigen Biss. In Zukunft wird euch der StuRa aber mit dem offiziellen Mandat und natürlich demselben Biss offiziell unterstützen.

In diesem Sinne: Legen wir für alle Studierenden und auch für die, die nach uns kommen, einen Traumstart hin. Informiert euch und geht im November an die Wahlurnen: Geht wählen

 

Und natürlich viel Spaß, Glück und Erfolg in Eurem Studium! 

 

 

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