PROGRAMM DER AKTIONSTAGE GEGEN SEXISMUS UND HOMOPHOBIE
Montag 7. 11. 2011
18-20 Uhr
Vortrag von Dr. Maja S. Maier mit anschließender Diskussion
Ort: Neue Uni, Hörsaal 4a
'Anders' oder 'Gleich' sein müssen? Geschlechts- und sexualitätsbezogene Diskriminierung aus queerer Perspektive.
Queer Studies richten ihre Kritik auf Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit als gesellschaftliche Norm. Sie eröffnen dadurch Denk-, Spiel- und Lebensräume für individuelle Identitäten zwischen und jenseits der herkömmlichen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität. Diskriminierung setzt wiederum häufig genau dort an, wo den normativen (binären) Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität nicht entsprochen wird oder deren Grenzen überschritten werden.
Nach einer kurzen Einführung in die grundlegenden Perspektive der Queer Studies, sollen im Vortrag (und der anschließenden Diskussion) Entwicklungsmöglichkeiten und Problemhorizonte skizziert werden, die sich aus einer queeren Perspektive für Theorie und Praxis einer Anti-Diskriminierungs-Arbeit ergeben.
Dienstag 8. 11. 2011
18-20 Uhr
Offene Diskussionsrunde im Lehramtscafé des AK Lehramt
Ort: Institut für Bildungswissenschaft (Akademiestr. 3)
Die geschlechtergerechte Hochschule: schon eingelöst oder längst einkassiert?
Die tatsächliche Teilhabe von Frauen in höheren Positionen in der Wissenschaft macht empirisch deutlich, dass von Geschlechtergerechtigkeit an der Hochschule nach wie vor keine Rede sein kann. In welchen Formen fand und findet aber nun an den Hochschulen Geschlechterdiskriminierung statt und wo setzt hier Kritik an? Ist das alles nur eine Frage nach "klimatischer Verbesserung" oder werden strukturelle Ausschlusspraktiken thematisiert? Der Workshop will kurz anhand einiger verschiedener Beispiele (aus verschiedenen Zugriffsweisen) Diskriminierungspraktiken deutlich werden lassen und zu einer produktiven gemeinsamen Diskussion anstiften.
Mittwoch 9. 11. 2011
Ab 20 Uhr
Café Freisprung zeigt Der freie Wille (Film mit anschließender Diskussion)
Ort: Café da lang (Institut für Bildungswissenschaft, Akademiestr. 3)
Der freie Wille
Von Matthias Glasner, D 2006, 163 min
Nach neun Jahren kommt der Triebtäter Theo Stoer auf Bewährung aus dem Maßregelvollzug frei. Er wird von einer Druckerei eingestellt und ist zuversichtlich, dass er sich unter Kontrolle hat. Als er jedoch mit sexuellen Reizen konfrontiert wird, macht ihn die Angst vor einem Rückfall krank. Er hasst sich selbst, weil es ihm so schwer fällt, „normal” zu sein. Wider Erwarten gelingt es ihm, eine enge Beziehung zu einer ebenfalls einsamen jungen Frau aufzubauen. Das gibt ihm neue Hoffnung…
Donnerstag 10. 11. 2011
18-20 Uhr
Vortrag von Floris Biskamp mit anschließender Diskussion
Ort: Neue Uni, Hörsaal 3
Ist djihadistisch das neue schwul?
Erkenntnisse und Aporien der Queer Theory am Beispiel des Begriffes 'Homonationalismus'
Als Judith Butler im letzten Jahr den Couragepreis des Berliner Christopher Street Day ablehnte, konnte man den Medien entnehmen, sie habe dies getan, weil sie den CSD für zu konsumorientiert und flach halte. Hört man sich jedoch Butlers eigene Begründung an, wird deutlich, dass solche Konsumismuskritik eher nebensächlich war und es um viel Gewichtigeres ging: Sie warf dem CSD nicht weniger als Rassismus und 'Homonationalismus' vor.
Um diesen Vorwurf verstehen und einschätzen zu können, ist es nötig, seinen theoretischen Hintergrund innerhalb der Queer Theory zu kennen. Angetreten als Kritik althergebrachter feministischer und Gay Liberation-Bewegungen zeichnet sich diese theoretische Strömung in erster Linie durch die radikale Infragestellung geschlechtlicher und anderer Identitäten aus. Dieser Ansatz verleiht der Queer Theory einen geschärften Blick für verschiedene Ausschluss- und Herrschaftsprozesse, führt aber letztlich zu Widersprüchen und Aporien und in Extremfällen zur Parteinahme für reaktionäre Bewegungen.
Dies wird im Vortrag am Beispiel der 'Homonationalismus'-These diskutiert, welche die US-amerikanische Professorin für Gender Studies Jasbir Puar formulierte. Homosexuelle hätten in Zeiten des »War on Terror« als Feindbilder ausgedient, die Rolle des als krankhaft, pervers und unproduktiv ausgeschlossenen Anderen werde heute von jihadistischen Selbstmordattentäter_innen erfüllt. Westliche LGBTQI-Organisationen, die Homophobie unter Muslimen kritisieren, bezichtigt sie des Rassismus und der Islamophobie und nimmt dabei noch Islamist_innen in Schutz.
Dieser Vorwurf, den Butler sich zueigen machte, ist einer genaueren Betrachtung wert, weil er symptomatisch für aktuelle Tendenzen innerhalb der akademischen Linken ist.
Freitag 11. 11. 2011
MUSS LEIDER ENTFALLEN!
16-18 Uhr
Workshop von Netzwerk Courage für Demokratie und Courage
Ort: ZEP (Zeppelinstr. 1, Nähe alte PH)
Geschlechterstereotype: Was Sarah Connor und Barbie gemeinsam habenWorkshop gegen Sexismus im Kopf und im AlltagIn Anlehnung an den Projekttag S(exismus) des „Netzwerks für Demokratie und Courage” wurde dieser Workshop konzipiert, in dem es darum geht, mit der „Gender Matrix” Geschlechterstereotypisierungen auf die Spur zu kommen und die eigenen Einstellungen im Alltag auf die Probe zu stellen. In unserem Quiz zeigen wir auf, welche Formen sexuelle Diskriminierung in Gesellschaft und Berufswelt annimmt. Der Workshop baut auf eurer aktiven Beteiligung auf und ist besonders für diskussionsfreudige Individuen geeignet.
Ab 20 Uhr
Lange Filmnacht
Ort: Café da lang (Institut für Bildungswissenschaft, Akademiestr. 3)
Fucking different
15 queere Kurzfilme D 2005
Paragraph 175
Von Rob Epstein, Jeffrey Friedmann UK, DE, USA 2006, 81 min
Paragraph 175 beleuchtet die bis dahin wenig dokumentierte Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich und die damit verbundenen Konsequenzen im damaligen und späteren Leben der Opfer anhand von persönlichen Berichten:
Zwischen 1933 und 1945 wurden 100.000 Personen aufgrund des § 175 verurteilt, in der Mehrzahl zu Gefängnis- oder Zuchthaushaft. 10.000 bis 15.000 Menschen wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, davon überlebten 4.000 Menschen bis Kriegsende. Von diesen Personen konnten im Jahr 2000 nur noch weniger als zehn Überlebende gefunden werden. In der Dokumentation Paragraph 175 erzählen fünf dieser ehemals Inhaftierten, alle bereits weit über 90 Jahre alt, zum ersten Mal ihre Lebensgeschichte und schließen damit eine historische Lücke.
Mein Leben in rosarot
Von Alain Berliner F, BE, GB 1997, 85 min
Der siebenjährige Ludovic träumt von einem "vie en rose". Er möchte lieber ein kleines Mädchen sein und versteht nicht, warum seine Umwelt und seine Eltern partout darauf bestehen, dass er ein Junge ist. Erst als die bigotte Nachbarschaft, Arbeitslosigkeit und Ehezwist die Familie zu zermürben drohen, lenkt er seinen Eltern zuliebe ein. Mein Leben in rosarot wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem "Golden Globe".
My summer of love
Von Paweł Pawlikowski GB 2004, 89 min
Ein langer heißer Sommer. Auf einer staubigen Landstrasse begegnen sich zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein können: Tamsin, die wohlbehütete Tochter aus gutem Hause, weit gereist, gebildet und selbstsicher. Mona ist seit dem Krebstod ihrer Mutter Waise, den Vater hat sie nie gekannt. Mit ihrem Bruder Phil lebt sie über einem heruntergekommenen Pub. So verschieden Mona und Tamsin auch sind, so sehr spüren sie eine Seelenverwandtschaft. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche, erotische Beziehung. Sie schwören sich ewige Treue, doch während sich die eine darauf verlässt, spielt die andere nur ein gefährliches Spiel.
Tunten lügen nicht
Von Rosa von Praunheim D 2007, 92 min
"Es war damals wichtig, dass jemand nicht nur seinen Arsch, sondern auch sein Gesicht hinhielt." Der produktivste Schwulenfilmer der Erde mit seiner neuesten Gay-Doku und einem Best-of-Potpourri aus dreißig Jahren schwulen Kinos. Tunten lügen nicht erzählt am Schicksal von vier Parade-Tunten von den dramatischen Veränderungen des schwulen Untergrunds in Berlin in den achtziger und neunziger Jahren.
Taxi zum Klo
Von Frank Ripploh D 1980, 91 min
Eine authentische Liebesgeschichte zwischen zwei Männern. Frank ist Lehrer, Bernd arbeitet in einem Kino. Bernds Zukunftstraum ist das ruhige Leben zu zweit, mit Blumentopf und Bauernhof. Frank braucht das Abenteuer, die Sehnsucht, die Erfahrung von Grenzen. Frank ist Tag und Nacht in Berlin unterwegs, immer auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer. Er holt sich seine Männer von der Klappe, aus der Männersauna, der Nacht der Großstadt. Selbst seinen Tankwart begehrt er - und nach wochenlangem Zublinzeln ist es soweit. Nachdem er ihn endlich erobert hat, treibt er es mit hemmungslos feuchten Spielen auf die Spitze. Bernd ist verzweifelt. Er bekocht Frank, wäscht ihm die Socken, bekommt aber nicht, wonach er sich sehnt: Franks Treue. Auf einem verschrobenen Tuntenball kommt es zur Eskalation... Taxi zum Klo ist ein Film, wie er schwuler nicht sein könnte, aus der Zeit vor AIDS. 1981 gewann er den "Max-Ophüls-Preis" in Saarbrücken. Deutschlandweit waren die Kinos über Wochen hinweg ausverkauft, in New York haben über 200.000 Menschen diesen Film gesehen. Ein Kultfilm!